Hurrikan Matthew ist nun längst nicht mehr nur eine Bedrohung für die Karibische Inselwelt, sondern auch für die südliche Ostküste der Vereinigten Staaten. Der Wirbelsturm ist ein ausgewachsener, kräftiger Kategorie-4-Zyklon mit permanent andauernden Winden von 220 Kilometern pro Stunde. Er ist auf Kurs, um Teile der Großen Antillen und die Bahamas zu verwüsten. Doch welche Art der Bedrohung wird Matthew für das US-Festland darstellen?
Der Sturm nimmt derzeit seinen Weg nach Norden vom Karibischen Meer über den Kanal von Jamaika und die Tiburon Halbinsel von Haiti, die größte Halbinsel der Insel Hispaniola. Nachdem er den Westen von Tiburon wohl mit seinem Auge schrammt, nimmt er Kurs auf die Ostspitze von Kuba. In diesem gesamten Umfeld wird er als potenter Sturm der Kategorie 4 eine Spur der Verwüstung ziehen. Jedoch schwächt er sich, nachdem er an den gebirgigen Flanken von Hispaniola und Kuba etwas eingeklemmt war, bis Mittwoch (5. Oktober 2016) auf Kategorie 3 ab. Mit dieser Stärke bleibt er aber für nahezu alle Inseln der Bahamas sehr gefährlich.
Obwohl die Landmasse der Großen Antillen mit ihren Bergen Matthew negativ beeinflussen wird, sollten das warme Meereswasser und schwache Höhenwinde ihn auf seinem Weg unterstützen, um ein starker Wirbelsturm zu bleiben.
Powerful hurricane #Matthew moving northward at 130 mph. The next 24-48 hours are going to be very dangerous. Be safe pic.twitter.com/GOmqyolqwQ
— Jamaica Weather (@jamaicaweather) October 3, 2016
Zwei atmosphärische Systeme, tausende Kilometer voneinander entfernt, werden den Sturm im Laufe dieser Woche steuern.
Eines befindet sich in der Form eines starken Hochdruckrückens über dem Atlantik und das andere in Form einer Kaltfront über dem Mittleren Westen der USA.
Eine Möglichkeit gibt es, dass es Matthew sogar bis zur Südostküste der Staaten schafft (Szenario 1), bevor er in Richtung Nordosten auf den offenen nördlichen Atlantik abbiegt. Viele andere Modelle lassen die Nordostwärtsverlagerung früher einsetzen und zeigen den Sturm somit weiter östlich und damit distanziert von der Küste (Szenario 2).
Szenario 1:
Dieses nimmt an, dass das Hoch über dem Atlantik so stark bleibt, wie es die letzten Tage war. Dies würden dem Wirbelsturm ermöglichen, im Laufe der Woche den Einfluss der angesprochenen Kaltfront über dem Mittleren Westen der Staaten zu verspüren und weiter westwärts voranzukommen. Diese Zugbahn würde Matthew sehr nahe an die Südostküste führen, womit die Gebiete von Florida bis hinauf zu den Carolina-Staaten betroffen wären.
Ein großes Gefahrenpotenzial:
- zerstörerische Winde entlang der Küstenabschnitte
- moderate Sturmflut
- sintflutartige Regenfälle mit Überflutungen und Sturzfluten im Küstenbereich
Szenario 2:
Dieses nimmt an, dass das Hoch über dem Atlantik ostwärts wandert. Falls das passiert, und davon gehen einige Modelle aus, wäre Matthew nach der Überquerung der Bahamas gezwungen sofort nach Norden auf den offenen westlichen Atlantik hinauszuziehen. Diese Zugbahn würde ihn weiter östlich über der See halten und die Auswirkungen auf die USA minimieren.
Ein geringes Gefahrenpotenzial:
- windige Verhältnisse, besonders entlang der Küste
- intensive Regenfälle
- hohe Wellen und Rip-Strömungen mit Gefahr für Schwimmer und kleinere Boote
Viele Wettermodelle lassen das Hoch über dem Atlantik schwächeln und ostwärts verlagern. Wie auch immer, sie haben das schon für Tage prognostiziert, aber der Hochdruckrücken blieb robust und stationär. Deshalb bestehen berechtigte Zweifel, die Zugbahn von Matthew könnte also doch viel weiter westlich verlaufen, als derzeit vorhergesagt. Zur Zeit kann keines der beiden Szenarios ausgeschlossen werden. Aber, unabhängig davon ob der Wirbelsturm östlicher zieht, das Sturmfeld ist vom Zentrum radial weit ausgedehnt. Und so ist es wahrscheinlich, dass die bereits weiter oben erwähnten Küstenabschnitte in jedem Fall Bedingungen wie in einem Tropischen Sturm, also der Vorstufe zu einem Hurrikan, abbekommen. Des Weiteren ist Matthew, sollte er die westliche Zugbahn einnehmen, in der Folge auch für den Nordosten der Staaten und mitunter die Ostküste Kanadas gefährlich. Er würde nämlich dann an der Vorderseite der angekündigten Kaltfront sehr weit nach Norden geführt und in ein starkes außertropisches Sturmtief transformiert werden.