Vergangene Woche markierte den 20. Jahrestag von einem der kräftigsten Schneestürme („Blizzards“) die jemals den Nordosten der USA getroffen haben. Der Blizzard von 1996 sorgte vor allem in einem Korridor von Washington D.C. bis nach Boston für massive Schneefälle und enorme Schneeverwehungen.
Die Sturmentwicklung verlief nach einem altbekannten Schema: Ein Kaltluftvorstoß aus Kanada verband sich mit einem sich entwickelnden Tiefdruckgebiet im Südosten der USA, welches große Mengen an feuchter Luft aus dem Golf von Mexiko anzapfte. Am 6. Jänner setzte nachfolgend kräftiger und anhaltender Schneefall ein, besonders in Virginia und Maryland. Auf seinem Weg nach Norden begann es dann auch in Philadelphia, New York City und New England außergewöhnlich kräftig zu schneien. Aber die Schneefälle waren nicht das einzige Problem: Durch die großen Druckdifferenzen setzten gleichzeitig Sturmböen ein, diese erreichten Geschwindigkeiten von an die 90 km/h. Dies führte zu „White Out“ Bedingungen, eine der notwendigen Voraussetzungen um aus einem Sturm auch offiziell einen „Blizzard“ zu machen.
Der MORECAST Meteorologe Erick Pindrock wuchs in Reading, Pennsylvania auf, als der Blizzard seinen Heimatort traf. Hier fielen während des Sturms 80 cm Neuschnee. „Ich erinnere mich noch lebhaft daran, als mein Vater die Garagentür öffnete und nur mehr eine weiße Wand vor sich sah. Die Schneeverwehungen hatten die gesamte Garage unter sich begraben,“ erzählt Pindrock, welcher auch ein Foto von diesem Ereignis zur Verfügung stellte.

Als der Blizzard dann am 9. Jänner über das offene Meer zog, meldeten viele Orte bereits Schneerekorde. Die größten Neuschneemengen fielen in den Bergen im Osten von West Virginia, hier fielen in kurzer Zeit bis zu 130 cm Schnee. Hier ist eine kleine Liste der Neuschneemeldungen von diesem Tag:
- Philadelphia, Pennsylvania: 78 cm (Allzeitrekord)
- Newark, New Jersey: 71 cm
- Washington D.C/Dulles International Airport: 62 cm
- Providence, Rhode Island: 61 cm
- Baltimore, Maryland: 57 cm
- New York City (Central Park): 51 cm
- Boston, Massachusetts: 46 cm
Laut dem amerikanischen Wetterdienst tötete der Blizzard 1996 60 Personen und verursachte Schäden von über 600 Millionen Dollar. In New York City schlossen die Behörden, zum ersten Mal seit 18 Jahren, alle Schulen. Der Sturm verhinderte auch in Washington D.C, dass viele Bundesangestellte zur Arbeit kommen konnten. Das öffentliche Leben kam in vielen Regionen über mehrere Tage völlig zum Erliegen.
Der Einfluss des Schneesturms dauerte aber noch länger an. Denn als in der zweiten Jännerhälfte die Temperaturen markant anstiegen, setzte Tauwetter ein. Verbunden mit kräftigem Regen führte dies zu großräumigen Überflutungen, besonders in Maryland, Virginia, West Virginia und Washington D.C. Dadurch entstanden erneut Schäden in Millionenhöhe und es waren 30 Todesopfer zu beklagen.