Die Ruhe vor dem Sturm – 10 Jahre nach Hurrikan Wilma

Im Oktober 2005 zog Hurrikan Wilma – der damals stärkste Wirbelsturm der jemals über dem Atlantischen Ozean registriert wurde – mit Windspitzen jenseits der 200 Kilometer pro Stunde über Südflorida hinweg. Wilma war der letzte Sturm in einer Saison, in der die meisten aktiven Stürme über dem Atlantik auftraten. Dazu zählten ebenfalls die beiden Stürme Rita und Katrina, die an den Küsten der Golfstaaten erhebliche Verwüstungen angerichtet hatten. Insgesamt fielen im Jahr 2005 fast 4000 Menschen den Stürmen zum Opfer und es entstand ein Sachschaden in Höhe von 159 Milliarden Dollar. Seit diesem Zeitpunkt ist kein Sturm dieser Stärke mehr an den Küsten der USA auf Land getroffen.

Bis jetzt ist dies eine „Sturmflaute“ von mehr als 3700 Tagen, was einem historischen Rekord gleicht. Würde diese Periode noch ein weiteres Jahr andauern, wäre Barack Obama der erste Präsident seit Benjamin Harrison, dessen Amtszeit nicht vom Landgang eines so starken Hurrikans geprägt wäre, denn statistisch gesehen wäre ein neuerlicher Hurrikan wie Wilma längst überfällig.

Wilma

 

Die durchschnittliche Anzahl an Jahren bis ein Ereignis diesen Ausmaßes wieder auftritt, bezeichnet man als „Wiederkehrperiode“. In einer prominenten Forschungsstudie fanden die beiden Wissenschaftler Francis Parisi und Robert Lud heraus, das Hurrikans der Stärke von Wilma eine „Wiederkehrperiode“ von etwa 2 Jahre haben. Doch nun sind bereits 10 Jahre seit Wilma vergangen. Bedeutet dies nun, dass ein Sturm dieser Stärke in der nächsten Saison auf die amerikanische Küste trifft? Nicht unbedingt.

Zwar liegen wir heute weit über dem durchschnittlichen Zeitraum, aber Statistiken oder Forschungsergebnisse wie diese sind heutzutage nicht so repräsentativ, wie die wirklichen reelen meteorologischen Bedingungen, die in der Atmosphäre vorherrschen. Allgemein sind Klimazyklen oder Wetterbedingungen nur für ein paar Tage oder Wochen im voraus vorhersagbar, um mit deren Hilfe herauszufinden, ob der Atlantik in der Lage wäre schwere Stürme hervorzubringen und deren Zugbahn zu berechnen. Somit ist es zur jetzigen Zeit schwer zu sagen, ob im nächsten Jahr ein Hurrikan der Stärke von Wilma tatsächlich die US-Küste treffen wird. Die diesjährige Hurrikan-Saison war aufgrund des stärksten je gemessenen El Ninos zwar ungewöhnlich ruhig, jedoch ist im nächsten Jahr mit einer Abschwächung dieses Phänomens zu rechnen, oder sogar eine Umkehr zu La Nina. Ein Muster, dass wesentlich prädestinierter für eine ausgeprägte Hurrikan-Saison über dem Atlantik wäre. Diese Tatsache sowie auch statistische Ergebnisse wie die „Wiederkehrperiode“ sollten dennoch genutzt werden, um die Wahrscheinlichkeit eines Landgangs des nächsten schweren Sturms zu berechnen.

Treten so lange Pausen zwischen zwei Hurrikanereignissen auf, ist dies zwar für die Bewohner von „hurrikangeplagten“ Gebieten ein Segen, jedoch ist es dennoch wichtig, die nach wie vor bestehenden Gefahren solcher Ruheperioden zu erkennen. Viele Wetter- und Notfallmanagmentfirmen sind extrem verunsichert, denn aufgrund dessen, dass diese Stürme nur noch so selten auftreten, könnte die Bevölkerung an den gefährdeten Küsten vergessen, in welch gefährlichen Gegend sie tatsächlich lebt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Küstenregionen wie Miami im steten Wandel sind und zudem ein Bevölkerungswachstum aufweisen. Zudem sollten die Küstenbewohner diese „Sturmflaute“ nutzen um sich auf das nächste wiederkehrende Ereignis vorzubereiten, um zum Beispiel zu wissen, wohin sie gehen sollen falls eine Evakuierung stattfindet.