Der El-Niño-Effekt beschreibt die Erwärmung von Meerwasser vor der Küste von Südamerika im Pazifik im Bereich des Äquators. Das diesjährige El-Niño-Ereignis ist dabei besonders stark ausgeprägt und beeinflusst somit den kommenden Winter in den Vereinigten Staaten von Amerika, aber auch in anderen Teilen der Erde greift dieses in das Wettergeschehen ein. Im folgenden Beitrag wird der Einfluss vor allem auf die Osthälfte der USA für die nächsten 3 bis 4 Monate erläutert.
Der Südosten und die Küste entlang vom Golf von Mexiko
Aktuelle Studien bestätigen, dass der diesjährige Winter in dieser Region höchstwahrscheinlich zu nass ausfallen wird. El-Niño sorgt dabei dafür, dass sich der Subtropische Jet von der ursprünglichen Position über Zentralamerika weiter nach Norden verschiebt. Dies führt dazu, dass deutlich mehr Feuchtigkeit pazifischen Ursprungs in die südlichen Gebiete der Vereinigten Staaten von Amerika gelangt. Sechs von sieben starken El-Niño-Ereignissen seit Aufzeichnungen führten zu deutlich erhöhten Winterniederschlägen im Süden (Siehe Grafik 1). Diese zusätzlich vorhandene Feuchte in der Atmosphäre steigert zudem das Potential für teils schwere Wintergewitter. Im vergangenen November fiel bereits überdurchschnittlich viel Regen, vor allem in Texas und Louisiana. Die Bewohner der betroffenen Staaten müssen außerdem mit niedrigeren Temperaturen als im Durchschnitt rechnen, da der zusätzliche Regen und die vorhandenen Wolken einer Erwärmung entgegenwirken.
Grafik 1: Die obigen Grafik zeigt die Niederschlagsanomalie (Abweichung vom Mittel) der gesamten USA für den Zeitraum der Wintermonate. Aufgelistet sind die 7 stärksten El-Niño Ereignisse seit Aufzeichnungsbeginn (1950) . Mit Ausnahme von 1957/58 brachten alle deutlich mehr Regen für die südlichen Staaten der USA. Ebenso erhielten die Staaten entlang der Atlantikküste mehr Niederschlag als üblich. Im Gegensatz dazu verliefen die Winter im Bereich der Großen Seen sowie entlang des Flusses Ohio deutlich trockener als üblich. Für Neuengland, im Nordosten der USA gelegen, lässt sich kein eindeutiger Trend feststellen.
Die Ostküste
Der zusätzliche Niederschlag im Süden wird vermutlich auch große Teile der Ostküste erreichen, somit auch die Mittelatlantikstaaten und das südliche Neuengland, wo ein zu feuchter Winter zu erwarten ist. Die Art des Niederschlags festzustellen ist dagegen kompliziert. Generell schaut es so aus, dass es im Nordosten und in den Mittelatlantikstaaten überdurchschnittliche Temperaturen geben wird. Das lässt darauf schließen, dass die Tiefs eher Regen als Schnee bringen werden. Die Temperaturtrends werden jedoch auch von anderen Faktoren, wie die Arktische Oszillation und die Nordatlantische Oszillation beeinflusst. Meist fällt deutlich weniger Schnee, die Möglichkeit besteht trotzdem, dass ein kurzer Kälteeinbruch kombiniert mit zusätzlicher Feuchtigkeit zu einem heftigen Schneesturm führen kann. Einer der kräftigsten Schneestürme entlang der Interstate 95 zwischen Washington D. C. und New York City geschah tatsächlich während einer kräftigen El- Niño-Periode im Februar 1983. Dieser Blizzard hinterließ verbreitet eine 50 bis 75 cm dicke Schneedecke, meistens hängt aber alles von der Lage der kalten Luft ab. Im Gegensatz dazu gab es während einem anderen starkem El-Niño-Winter (1997/98) nur sehr wenig Schnee in der Region rund um Baltimore und Philadelphia.
Der Mittlere Westen und die Northern Plains
Die Staaten im Mittleren Westen und die Northern Plains können nach den extrem kalten und schneereichen Wintern in den vergangenen Jahren heuer einen generell milden Winter mit überdurchschnittlichen Temperaturen und unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen (z.B. Schnee) erwarten. Ende Oktober und Anfang November gab es zahlreiche Rekordtemperaturwerte an den Großen Seen. Dennoch sollte die Schneeschaufel nicht ganz verstaut werden, denn unterdurchschnittliche Schneemengen bedeuten nicht, dass es kein Schnee geben wird. Das erfuhr man in den Regionen rund um Chicago und Milwaukee schon während dem Schneesturm kurz vor Thanksgiving. Und selbst wenn die Temperaturen am Ende überdurchschnittlich ausfallen werden, besteht die Möglichkeit von kurzen Wintereinbrüchen. Sie werden aber, verglichen mit den vergangenen Wintern, wahrscheinlich nicht zu lang dauern oder nicht allzu heftig sein.
Bild 2: Der offizielle Winterausblick für die Vereinigten Staaten, ausgegeben von der NOAA, welcher ein gewöhnliches Resultat während einer El-Niño-Periode nachstellt. Anmerkung: der Ausblick verwendet Wahrscheinlichkeiten um die Möglichkeit von über- bzw. unterdurchschnittliche oder normale Ergebnisse zu liefern. Gleiche Chancen bedeuten, dass alle Endresultate mit der gleichen Wahrscheinlichkeit (33%) eintreffen können.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass solche Trends meist auf El-Niño-Ereignisse aus der Vergangenheit basieren, wobei tägliche Fluktuationen wahrscheinlich sind. Man muss ebenso erwähnen, dass bisher insgesamt nur 5 starke El-Niño-Ereignisse mit ähnlichem Ausmaß registriert wurden, was ein recht kleiner Stichprobenumfang darstellt. El-Niño bietet den Meteorologen einen gewissen Einblick in wie sich das Wetter in den kommenden 3 bis 4 Monaten entwickeln kann. Die Atmosphäre ist jedoch sehr kompliziert und chaotisch und kann manchmal die saisonale Prognosen leicht über den Haufen werfen. Schau bitte deshalb jeden Tag kurz auf Morecast, um immer up-to- date zu sein.


