Sternenbeobachter in den USA konnten in den Nächten des 2. und 3. November einen atemberaubenden und eher ungewöhnlichen Blick genießen. Das Polarlicht (auch als Aurora Borealis bekannt) hatte ihren großen Auftritt an Orten, wo man dieses Naturschauspiel praktisch nie zu Gesicht bekommt.

Die Aufnahme eines Polarlichts bei klarem Sternenhimmel, das im Potowatomi State Park in der Nähe der Kleinstadt Surgeon Bay im Bundesstaat Wisconsin in der Nacht vom 3. November aufgenommen wurde, als ein starker geomagnetischer Sturm (durch die Sonne verursacht) das Polarlicht zugelassen hat.
Während die Polarlichter in der Regel nur in den hohen nördlichen Breiten wie Alaska und Nordkanada vorkommen, wurde am 2. und 3. November an Orten wie Vermont, Michigan, Wisconsin und sogar weiter südlich in Iowa über Polarlichterscheinungen berichtet. Eine noch größere Menge hätte das Polarlicht gesehen, wenn nicht eine kompakte Wolkendecke die Sicht versperrt hätte.
Den Ursprung der Polarlichter kann man 150 Millionen Kilometer entfernt in der Korona der Sonne finden. Die Sonnenkorona ist der äußere Teil der Sonnenatmosphäre, erreicht unglaublich hohe Temperaturen und besteht aus vollionisiertem Plasma. In diesem Fall war es ein Loch in der Korona am Sonnenäquator, das zur Polarlichterscheinung Anfang November führte. Auf Röntgenbilder kann man koronale Löcher als dunkle Flecken erkennen, welche relativ kühle Gebiete auf der Sonnenoberfläche sind. Diese Löcher erleichtern den Solarteilchen zu entkommen, was zu einem Anstieg der Geschwindigkeit des Sonnenwinds führt.
Ein Beispiel von koronalen Löchern auf der Sonne (durch die schwarze Färbung dargestellt). Sie kennzeichnen Bereiche, in denen Sonnenpartikel leicht entweichen können, was zu einer Zunahme der Geschwindigkeit des Sonnenwinds führt. Wenn sie auf die Erde gerichtet sind, kann es vermehrt Polarlichter geben.
Der Sonnenwind bläst laut NASA mit ca. 1,5 Millionen km/h und transportiert Magnetfelder und Plasma. Ob man es glaubt oder nicht: Das ist eine ziemlich langsame, gleichmäßige Geschwindigkeit für den Sonnenwind. Bei diesem gemütlichen Tempo werden potentiell gefährliche Partikel von der Sonne abgestoßen und von der Erdmagnetosphäre abgelenkt. Jedoch verursachen koronale Löcher eine Verstärkung des Sonnenwinds und somit eine Änderung des Gleichgewichts. Wenn Sonnenwinde schneller als durchschnittliche Winde sind (bis zu 3 Millionen km/h) und mit der Erdatmosphäre kollidieren, verursacht dies einen geomagnetischen Sturm. Eine Folge daraus sind fulminante Auroras. Stärkere geomagnetische Stürme zwingen die Polarlichter dazu, dass sie weiter südlich sichtbar sind. Dies ist in der ersten Novemberwoche eingetreten.
In der Tat verursachte das gleiche koronale Loch auch einen Anstieg an Polarlichtern. Die Lebensdauer der koronalen Löcher kann laut NASA in der Größenordnung von Monaten sein, obwohl die Größe, Form und Stärke in dieser Zeit schwanken kann.
Das Space Weather Prediction Center (ein Zweig der National Oceanic and Atmospheric Administration – auch kurz NOAA) hat dieses koronale Loch beobachtet und gab ein paar Tage vor dem 2. November eine Magnetsturmwarnung der Kategorie 3 aus (auf einer Skala bis 5). Während sich für Sternenbeobachter die Möglichkeit ergab, die Polarlichter in den USA zu sehen, war es gleichzeitig eine Warnung für andere. Nämlich schadhafte Auswirkungen eines geomagnetischen Sturms auf Satelliten, Kommunikations- und GPS-Systeme und elektrische Stromnetze. Glücklicherweise wurden keine größeren Störungen durch diesen geomagnetischen Sturm gemeldet. Zusätzliche Anstiege der geomagnetischen Aktivität werden im Rest des Novembers erwartet und so lange die koronalen Löcher offen bleiben, ist das Potential für spektakulärere Polarlichterscheinungen an Orten ohne Lichtverschmutzung in der Nacht gegeben.

