Kümmerliche Reste einst stattlicher Seen in Kalifornien, Satellitenfotos von fast komplett schneefreien Bergen der sonst als Skiparadies bekannten Sierra Nevada. Diese und ähnliche Bilder waren in den letzten zwei Jahren immer öfter zu sehen. Hunderte Millionen Dollar staatlicher Fördergelder haben die USA einer notorisch wackeligen, vorwiegend auf Landwirtschaft und Tourismus basierenden Wirtschaft bereits zur Verfügung gestellt, um die gravierenden Folgen der anhaltenden Trockenheit zu lindern.
Die Grundlage zu den Annahmen der zur Verfügung stehenden Wasserreserven in Kalifornien und den angrenzenden Bundesstaaten basieren dabei übrigens auf Niederschlagsdaten einer übernormal nassen Phase des 20. Jahrhunderts. Nun allerdings zeichnet sich eine Rückkehr zu einem trockeneren, regenärmeren Normalzustand ab, der jedoch seinerseits durch den globalen Temperaturanstieg noch verstärkt werden könnte. Hinzu kommt die Problematik eines starken Bevölkerungswachstums in den letzten Jahrzehnten, was einen immer weiter steigenden Trinkwasserbedarf zur Folge hatte. All diese Faktoren führen nun in gewisser Weise zu einer Notlage, auf die man in den betroffenen Regionen kaum vorbereitet zu sein scheint.
Im mittlerweile vierten Monat in Folge konnte das Ziel des kalifornischen Gouverneurs Jerry Brown, den landesweiten Wasserverbrauch um 25% zu senken, nicht eingehalten werden. Im Zuge der anhaltenden Dürre sah sich Brown im April diesen Jahres gezwungen, diese Maßnahmen unter Androhung finanzieller Strafen bei Nichteinhaltung einzuführen. Sehr wirksam scheint dies jedoch nicht zu sein, halten sich doch die Einsparungen beim Wasserverbrauch der Bevölkerung bislang sehr in Grenzen. Dennoch, bis 2016 dürfte sich trotz des bislang eher begrenzten Erfolgs an dieser Regelung nichts ändern, es sei denn, die Trockenheit findet zuvor ein Ende.
Ein sehr starkes El-Nino-Ereignis wie es aktuell im tropischen Pazifik beobachtet wird, könnte nun zumindest vorübergehend eine Rückkehr zu deutlich regenreicherem Wetter bringen. Der sogenannte Multivariate ENSO-Index (MEI, siehe Abbildung unten), ein Maß zur Erfassung der Stärke eines El-Nino-Phänomens, erreicht in diesen Wochen einen sehr hohen Wert von 2,5 und steigt nach aktuellen Prognosen noch weiter. Ähnliche Werte wurden zuletzt in den starken El-Nino-Jahren 1982 und 1997 beobachtet. In beiden Fällen waren die Wintermonate an der US-Westküste von vielen, sehr nassen Wetterphasen gekennzeichnet. Das ansonsten eher für seine vielen Sonnentage bekannte Los Angeles erlebte im Februar 1998 sogar Rekordregenmengen von insgesamt 348 Liter pro Quadratmeter, fast soviel wie dort sonst in einem ganzen Jahr fällt. Ein ähnlich unbeständiger und regenreicher Winter 2015/16 würde die momentane extreme Trockenheit zumindest deutlich lindern.
Allerdings bedeutet ein El-Nino-Ereignis nicht automatisch auch viele Schlechtwetterperioden, doch zumindest steigt dadurch die Wahrscheinlichkeit für überdurchschnittlich viel Regen insgesamt an. Andererseits kann zuviel Regen in kurzer Zeit auch wieder problematisch werden, da dann viel Wasser nicht im ausgedörrten Boden versickert, sondern stattdessen an der Oberfläche abfließt und zu massiven Überschwemmungen führt. Bei allem Nutzen, den ein regnerischer El-Nino-Winter also aufgrund der aktuellen Lage hat, ist eine rechtzeitige Vorbereitung auf mögliche Konsequenzen des Starkregens nicht minder wichtig.
