Südamerika ist zwar nicht so für seine Unwetter bekannt wie die berüchtigte „Tornado Alley“ in den USA. Dennoch treten auch dort immer wieder schwere Gewitterstürme auf. Besonders die Pampas-Region im Norden Argentiniens, in Uruguay sowie im südlichen Brasilien wird regelmäßig von äußerst heftigen Gewittern heimgesucht und gilt gemeinhin als einer der auffälligsten Unwetter-„Hotspots“ weltweit. Warum aber toben dort ähnlich starke Gewitter wie in den berüchtigten Tornadogebieten in den Vereinigten Staaten? Damit sich heftige und langlebige Gewittersysteme entwickeln können, benötigt man unter anderem feucht-warme, energiegeladene Luft auf der einen Seite und kältere Luftmassen auf der anderen Seite. In den weiten Ebenen des Mittleren Westens der USA kann feucht-heiße Luft ungehindert vom Golf von Mexiko her nordwärts strömen, während sich gleichzeitig von Kanada her kalte Luft nach Süden ausbreitet. Im Übergangsbereich beider Luftmassen entwickeln sich dann oft heftige Wettersysteme. In der ebenfalls vorwiegend flachen Pampas-Region Südamerikas geschieht das Gleiche, nur weht hier die kalte Luft von Süden heran, die feucht-heiße Tropenluft aus dem Amazonasgebiet hingegen südwärts (wir befinden uns schließlich auf der Südhalbkugel!). In Summe kommen die Zutaten für extreme Gewitter hier jedoch genauso zusammen wie im Mittelwesten der USA.
Weiter nördlich in den Tropen sind Gewitter aber keinesfalls eine Seltenheit. Im Amazonas-Becken gehören sie sogar fast zum normalen Tagesablauf. Allerdings sind diese nachmittäglichen Regengüsse und Gewitter weit weniger gefährlich, als jene in den Ebenen weiter südlich. Die tropischen Gewitter im Amazonas hängen eng mit dem sogenannten Tagesgang zusammen, der von der Sonneneinstrahlung bestimmt wird. Deshalb gibt es diese Gewitter meist am frühen Nachmittag, also zur Zeit der stärksten Erwärmung. Ein typisches, nicht unwetterartiges Gewitter benötigt dabei nur zwei Zutaten: Feuchtigkeit und Wärme. Beides ist das ganze Jahr über in den Tropen reichlich vorhanden. Der Zeitpunkt der Tropenregen und -gewitter ist dabei immer gleich, man kann fast die Uhr danach stellen. Vormittags heizt die kräftige Tropensonne die Luft stark auf und es verdunsten enorme Mengen Wasser. Etwa gegen Mittag wird dann die sogenannte konvektive Temperatur erreicht, jener Zeitpunkt, an dem es warm genug ist, dass sich auch abseits von Bergen mächtige Quellwolken bilden können, die schließlich zu Schauern und Gewittern heranwachsen.
Ein weiteres Phänomen, welches zu starken Gewittern und Regenfällen führen kann, ist der Monsun. Typischerweise entsteht ein Monsun durch eine Umkehr der vorherrschenden Winde, hervorgerufen durch Temperaturunterschiede zwischen Ozean und Landflächen. Wenn sich das Land im Frühjahr immer weiter aufheizt und die heiße Luft aufsteigt, muss kühlere Luft von den benachbarten Meeresflächen nachströmen. Die kühlere Luft kann dabei nicht so viel Wasserdampf aufnehmen und regnet sich aus, dies führt dann zu einer wochenlang oder teils auch monatelang anhaltenden Regenzeit. Umgekehrt kühlt sich die Landoberfläche bei sinkendem Sonnenstand schneller ab, als das Meer und der Wind weht dann vom Land auf das Meer hinaus. Dann herrscht Trockenzeit. In Südamerika beginnt die regenreiche Phase typischerweise zwischen September und November und erreicht ihren Höhepunkt etwa von Dezember bis Februar. Besonders markant ist der Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeit dabei in Teilen Brasiliens, Bolivien und Paraguay.