Mit der Lockheed WP-3D Orion in das Zentrum von ‘Patricia’
Hurrikan ‘Patricia’ geht mit einem gemessenen Kerndruck von 878,4 hPa als stärkster Wirbelsturm aller Zeiten im Atlantik und Pazifik in die klimatologischen Geschichtsbücher ein. Es war erst das zweite Mal, dass ein solch gefährlicher Wirbelsturm die Pazifikküste Mexikos erreicht hat. Zum ersten Mal geschah dies 1959, damals kamen knapp 2000 Menschen ums Leben.
Exakte Vorhersagen lebensnotwendig
Die exakte Vorhersage der Stärke von Hurrikans und deren wahrscheinlichster Zugbahn ist dabei für die Bevölkerung in den gefährdeten Gebieten lebensnotwendig. Je früher eine exakte Prognose verfügbar ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass Katastrophen wie jene von 1959 abgewendet werden können.
Dementsprechend viel Zeit und Geld wird auch für die Hurrikanprognose und -beobachtung investiert. Dabei kommen nicht nur hoch aufgelöste Satellitenbilder und spezielle Computersimulationen zum Einsatz, mittels eigens entwickelten Messflugzeugen werden Daten direkt aus dem Auge des Hurrikans gesammelt.
Hurricane Hunters
Die so genannten ‘Hurricane Hunters’ haben die gefährliche Aufgabe, Daten der Wirbelstürme zu sammeln. Seit 1943 kommen solch spezielle Flugzeuge zum Einsatz. Die US-Meteorologiebehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) setzt zwei Lockheed P-3 in der Version WP-3D ein, die speziell für die Aufnahme und Auswertung von meteorologischen Daten ausgerüstet wurden. Vier Allison-Turboprob-Triebwerke halten die Maschine in der Luft, jedes bringt es auf eine Leistung von 3.700 kW. Eine solche Maschine war es auch, die durch den Hurrikan ‘Patricia’ geflogen ist.
Technik bis zur Flügelspitze
Die WP-3Ds sind in der Lage, sämtliche relevante meteorologische Daten zu erfassen. An Bord befinden sich auch drei Wetterradare, C-Band-Radargeräte in der Nase sowie am unteren Rumpf und ein X-Band-Radar im Flugzeugheck. Die Flugzeuge wurden nicht speziell für Hurrikaneinsätze verstärkt, lediglich die Decks wurden nachgebessert, damit sie der Belastung durch die zusätzliche Ausrüstung standhalten.
Blindflug bis ins Auge
Der Flug in das Zentrum eines Hurrikans erfolgt praktisch im Blindflug, Regen und Sturm peitschen unentwegt an die Wände der Maschine. Im Zentrum des Hurrikans ist alles anders. Umgeben von einer gigantischen Wolkenwand kommt die Sonne zum Vorschein und es ist nahezu windstill. Das liegt daran, dass sich die Luftmassen in der hohen Atmosphäre im Uhrzeigersinn drehen, in der unteren Atmosphäre aber entgegen. Dadurch wird der Kern regelrecht leer gepumpt. Im Auge wird auch eine Sonde abgefeuert, die die Daten zur Stärke erfassen soll. Nach wenigen Augenblicken taucht die Maschine wieder in die Wolkenwand ein. An Bord werden die Sondendaten ausgewertet und an die Zentrale weitergeleitet. Die Lockheed verfügt über genug Treibstoff, das Manöver mehrmals zu wiederholen, bis zu 9000 km kann das Flugzeug zurücklegen. Nach maximal 12 Stunden geht es wieder zurück zur Basis.
Riskanter Einsatz
Auch wenn modernste Technik zum Einsatz kommt, jeder Flug durch einen Hurrikan ist riskant. Dies ist sich auch die Besatzung eines jeden Hurrikanfliegers bewusst. Für eine exakte Vorhersage sind die Flüge jedoch unerlässlich. Nur durch deren gewonnene Daten ist es möglich, die Stärke und Zugbahn möglichst exakt vorherzusagen. Schäden können zwar dadurch nicht verhindert, aber immerhin minimiert werden. Das spart nicht nur Millionen, sondern rettet in erster Linie auch Menschenleben. Auf dass sich so eine Katastrophe wie jene aus dem Jahr 1959 nicht wiederholen möge.