Die ruhige Wetterlage, die lange Zeit in den USA vorherrschend war, wurde in der ersten Oktoberwoche durch die katastrophalen Überschwemmungen im Südosten der USA abrupt beendet. Am stärksten betroffen war der Bundesstaat South Carolina. Wie bei vielen anderen Extremwetterereignissen war eine denkbar ungünstige Kombination von unterschiedlichen meteorologischen Parametern die Ursache.
Nicht daran unbeteiligt war Hurrikan JOAQUIN, der entwickelte sich am späten Sonntag, 27 September 2015 zwischen Bermuda und den Bahamas. JOAQUIN zog unter weiterer Verstärkung über die Bahamas hinweg und wurde schlussendlich zu einem Hurrikan der Kategorie 4 hochgestuft. Zugbahnen von Hurrikans lassen sich nur schwer vorhersagen, zunächst bestand sogar die Möglichkeit, dass Florida vom Hurrikan getroffen wird. Aufgrund der schlussendlichen Zugbahn in Richtung offenen Nordatlantik und dem Überqueren von Bermuda am 4. Oktober konnten viele Einwohner entlang der amerikanischen Ostküste aufatmen.
Die Erleichterung und die Freude über das Nicheintreffens der Katastophe hielt jedoch nur kurz an. Ein starkes außertropisches Tiefdrucksystem zog über den Südosten des Landes hinweg und begann sehr feuchte Tropenluft von Hurrikan JOAQUIN anzuzapfen. Dabei bildete sich eine nahezu stationäre Front entlang der Küste von North und South Carolina aus.
Von der Mitte bis in den Südosten von South Carolina fielen innerhalb von nur 4 Tagen über 300 Liter Regen pro Quadratmeter, etwas nördlich von Mount Pleasant in der Nähe von Charleston kamen sogar 682 Liter Regen zusammen. Insgesamt regnete es über ganz Carolina mehr als 50 Billionen Liter, genug um den See Okeechobee, das Auge von Florida, bis zum Rande aufzufüllen. Historische Regenrekorde wurden beispielsweise in Columbia und Charleston gebrochen, in Charleston wurde der bisherige Monatsrekord innerhalb von 3 Tagen pulverisiert. Besonders an den Küsten im Südosten wurden die Überschwemmungen aufgrund von außergewöhnlich starken Gezeiten, den heftigsten seit 26 Jahren, noch weiter verstärkt.
Die extremen Wassermengen überforderten in South Carolina in kürzester Zeit die meisten Wasserläufe. Der Flusspegel von „Gills-Creek“, der durch die Bundeshauptstadt Columbia fließt, stieg innerhalb von wenigen Stunden auf 5,1 Meter. Das ist fast doppelt so hoch als der Allzeitrekord von 2,8 Meter, bevor der Pegelmesser weggespült wurde. Die Durchflussraten vom Congaree-River bei Columbia überstiegen den bisherigen Tagesrekord um das Vierfache, für eine kurze Zeit floss sogar mehr Wasser als beim Mississippi River in St. Louis flussabwärts.
Die schnell ansteigenden Flusspegel von Congaree-River und dem angrenzenden Columbia-Kanal verursachten einen Dammbruch, welcher die Stadtwasserversorgung sowie die Aufbereitung von Trinkwasser beeinträchtigte. In South Carolina versagten insgesamt 19 Dämme, in deren Bereich mussten mehrere Tausend Menschen evakuiert werden. Zusätzliche Probleme bereiteten dabei mehrere Dutzend beschädigter und nicht mehr passierbarer Brücken und Straßen. Die Aufräumarbeiten werden noch mehrere Monate andauern, zudem wird diese historische Flut höchstwahrscheinlich als die meist zerstörerische Naturkatastrophe in die Geschichtsbücher von South Carolina eingehen.