Erster Frost

In ganz Europa hat der kalendarische Herbst begonnen. Damit verfärben sich von Nord nach Süd fortschreitend die Blätter und das Temperaturniveau geht nach und nach zurück. Schließlich sinken die Temperaturen nachts die ersten Male unter den Gefrierpunkt, womit morgendlicher Reif auf den Autos und in den Gärten wieder zur Normalität wird.

Reif entsteht durch Resublimation (Ausfrieren) von Wasserdampf zu Eis. Wenn sich die Atmosphäre abkühlt, kann sie nicht mehr so viel (gasförmigen) Wasserdampf halten, wie eine wärmere Atmosphäre. Wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt sinkt und der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre hoch genug ist, geht der Wasserdampf auf den kalten Oberflächen (Gras, Bäume, Autos) direkt in kleine Eiskristalle über. Flüssiges Wasser kommt bei diesem Prozess nicht vor. Die sich dabei bildenden Eiskristalle werden manchmal Raureif genannt. Dieser hüllt Äste und Zweige in eine weiße Schicht mit rauer Oberfläche (manchmal mit regelrechten Eisnadeln) und kann wie Schnee wirken. Die andere Hauptart von Reif ist gefrorener Tau. Hierbei bildet sich zunächst bei positiven Temperaturen normaler Tau, der dann beim nächtlichen Absinken der Temperatur unter Null Grad gefriert und damit zu Reif wird.

Vom typischen klimatologischen Jahresverlauf her ist bereits jetzt in Mittel- und Nordskandinavien sowie in Nordrussland mit ersten Herbstfrösten zu rechnen, denn hier treten die ersten Nachtfröste typischerweise im Laufe des Septembers auf. In Mittel- und Osteuropa sowie in den küstenfernen Teilen Südosteuropas sinken die Temperaturen normalerweise irgendwann im Oktober das erste Mal unter den Gefrierpunkt. Im Binnenland West- und Südeuropas wartet man in der Regel bis zum November auf den ersten Frost, für Minustemperaturen an den Küsten des Mittelmeeres braucht es hingegen selbst im Winter schon einen kräftigen Einbruch arktischer Kaltluft bis weit nach Süden. Allerdings gibt es selbst an den Küsten Süd- und Südwesteuropas nur wenige Orte, an denen es im Winter nicht zumindest gelegentlich zu Frost kommen kann.

Über 30 Jahre hinweg gesammelte Temperaturdaten zeigen das mittlere Datum des ersten Frosteintritts in den USA. Das Datum entspricht dem Mittel zwischen dem frühesten und dem spätesten Zeitpunkt des ersten Frosts. (Quelle: National Weather Service)

Wenn Reif entsteht, kann dieser empfindliche Pflanzen schädigen oder zum Absterben bringen. Deswegen sollten Gartenbesitzer und Bauern genau auf die Vorhersagen bzgl. Frost achten, wenn sie noch empfindliche Pflanzen im Freien stehen haben, auch prognostizierte Tiefstwerte von etwa +2 Grad können bereits kritisch sein. Das klingt zunächst verwunderlich, liegt aber daran, dass die Lufttemperatur in 2 m Höhe über Grund gemessen und auch für diese Höhe vorhergesagt wird. Besonders in klaren und windstillen Nächten kommt es häufig vor, dass die Temperatur wenige Zentimeter über dem Boden um mehrere Grad kälter ist als in 2 m Höhe. Und wenn sich die Temperatur direkt über dem Boden bis zum Gefrierpunkt oder darunter abkühlt und genug Feuchtigkeit vorhanden ist, kann sich Reif bilden. Um ihre Pflanzen zu schützen verwenden manche Bauern in kalten Nächten große Ventilatoren. Diese mischen geringfügig wärmere Luft aus etwa 1 bis 2 Meter Höhe bis zum Boden herunter und vermeiden so die Entstehung von Reif.

Mitunter werden auch Warnungen vor stärkerem Frost ausgegeben, wenn Temperaturen von -2 Grad oder darunter prognostiziert werden. Diese markanten Fröste bringen oft auch widerstandsfähige Pflanzen, die leichten Frost vertragen, zum Absterben und markieren für gewöhnlich das Ende der Wachstumsperiode. Der erste stärkere Frost tritt typischerweise ein paar Wochen nach dem ersten leichten Frost auf. Meisten werden nach dem ersten stärkeren Frost in einer Region für diese keine weiteren speziellen Frostinformationen für den Rest der Wintersaison ausgegeben.