Einfluss des Klimawandels auf die Hurrikan-Aktivität

Vor Kurzem war es 10 Jahre her, dass Hurrikan Katrina weitreichende Zerstörungen entlang der Küste der zentralen Golfstaaten der USA verursachte. Nun, am 31. August diesen Jahres gab es in der rund 100-jährigen Geschichte der verlässlichen Aufzeichnungen tropischer Stürme etwas noch nie dagewesenes: 3 starke Hurrikane bewegten sich gleichzeitig über den Pazifik. Glücklicherweise war dieses beeindruckende Ereignis hauptsächlich von akademischem Interesse, da diese 3 tropischen Stürme keinerlei bevölkerte Inseln oder Landmassen bedrohten. Allerdings waren diese auf jeden Fall ein furchterregender Anblick auf Satellitenaufnahmen. Wenn man hinzunimmt, dass gleichzeitig Hurrikan Fred der erste seit 1892 war, der die Kapverdischen Inseln getroffen hat, verleitet dies dazu, nach einer allgemeinen Ursache für eine scheinbar wachsende Bedrohung durch Hurrikane zu suchen. Eine solche könnte der für vieles verantwortlich gemachte, vom Menschen verursachte Klimawandel sein. Allerdings gibt es eigentlich eine viel direktere Korrelation zwischen der Häufigkeit von Hurrikanen und dem El-Nino-Phänomen. Bei diesem wird im Abstand von einigen Jahren die Wasserzirkulation im tropischen Pazifik massiv verändert, die Folge sind vermehrte Überschwemmungen an der Pazifikküste Südamerikas und Dürre in Teilen Australiens.

Wir befinden uns derzeit mitten im stärksten El Nino seit 1997. Jenes Jahr zeichnete sich durch eine sehr aktive Hurrikansaison im östlichen Pazifik und, konträr dazu, durch eine ruhige Saison im Atlantik aus. Hurrikan Linda entwickelte sich am 12. September 1997 zum stärksten Zyklon im östlichen Pazifik überhaupt und nur ein paar Wochen später wurde Nora der erst dritte Zyklon, der nur wenig abgeschwächt als tropischer Sturm Arizona erreichte. Im Gegensatz dazu traten im Atlantik während der ganzen Saison von 1997 nur 7 benannte Stürme auf. Dabei kam es im August zu keinem einzigen Hurrikan, einen August ohne Hurrikan im Atlantik gab es davor das letzte Mal 1961.

In diesem Jahr liegen die Meeresoberflächentemperaturen im mittleren und östlichen Pazifik um 1-2 Grad, in manchen Regionen sogar um 3-4 Grad über den Normalwerten. Hurrikan Ignatio war in dieser Saison bereits der fünfte Sturm, der die Inseln von Hawaii bedrohte, und das obwohl Hawaii normalerweise zu weit im Norden und Westen liegt, um von Hurrikanen erreicht zu werden. Ignatio ist einer von bisher 5 starken Hurrikanen im östlichen Pazifik, dabei ist gerade erst der klimatologische Höhepunkt der Saison überschritten. Im Atlantik wurde bisher nur für 6 Stürme ein Name vergeben. Hier verursacht die bei El-Nino-Ereignissen verstärkte vertikale Windscherung, diese Bedingungen sind für die Entstehung von Hurrikanen ungünstig.

Also, gibt es eine Verbindung zwischen der sich erwärmenden Atmosphäre und der Entwicklung von Hurrikanen? Langzeitstudien lassen innerhalb der letzten 100 Jahre keine Änderung in der Häufigkeit von Tropenstürmen erkennen, obwohl es einen klar erkennbaren Trend zu höheren Temperaturen gibt. Außerdem zeigen Klimamodelle, die von einem weiter andauernden Temperaturanstieg ausgehen, keine damit korrespondierende Zunahme der Zahl an Hurrikanen auf globaler Skala.

Die Klimamodelle zeigen allerdings sehr wohl ein vermehrtes Auftreten von extremen El-Nino-Ereignissen, welche trotz steigender Meerestemperaturen die generelle Gefahr von atlantischen Hurrikanen reduzieren. Jahrzehnte, ohne dass starke Hurrikane die USA erreichen, so wie derzeit, könnten in Zukunft eher die Regel als die Ausnahme werden.

Für andere Hurrikan-Hotspots auf der Welt sieht die Zukunft allerdings weniger rosig aus, wenn der von den Modellen vorhergesagte Temperaturanstieg eintritt. Während apokalyptische Visionen von Superhurrikanen, die mit 500 km/h Windgeschwindigkeit durch die tropischen Meere pflügen, falsch und wenig hilfreich sind, bleibt die Tatsache bestehen, dass wärmere Meeresoberflächen mehr Treibstoff für tropische Zyklone liefern. Da mit wärmeren Meeren in mehr Gebieten als bisher die Entwicklung von Hurrikanen möglich ist, kommt diese Veränderung besonders in denjenigen Regionen zu Tragen, die sich in der Vergangenheit nicht mit der Gefahr durch tropische Stürme auseinandersetzen mussten. Mit steigendem Meeresspiegel verschlimmern sich zudem die Auswirkungen von mit den Hurrikanen verbundenen Sturmfluten. Diese stellen die größte todbringende Gefahr dar, welche die meisten auf Land treffenden Stürme mit sich bringen. Es mag wesentlichere, zu berücksichtigende Faktoren als die Klimaerwärmung geben, wenn man versucht, die Intensität der Hurrikansaison vorherzusagen. Man sollte aber die Verstärkung von Hurrikanen auf der Liste von noch nicht eindeutig geklärten, aber wichtigen Auswirkungen der Klimaerwärmung belassen.