Thundersnow

Der Wind heult, der Schnee fällt, ein klassischer Schneesturm! Doch plötzlich erscheint ein heller Blitz und kurz darauf ertönt ein lauter Knall. Glücklicherweise ist es nicht das Dach, das unter der Schneelast eingebrochen ist, sondern lediglich eine seltene Naturerscheinung, ein Wintergewitter. Viele Menschen die Zeuge dieses Phänomens werden sind erst einmal verwirrt und ungläubig, dass Schnee und Donner zugleich vorkommen können. Zugegebenermaßen handelt es sich hierbei um ein seltenes Ereignis, doch laufen im Winter gewisse meteorologischer Parameter zusammen, so kann ein solches Naturschauspiel durchaus vorkommen.

Winterliche Tiefdruckgebiete werden zwar von Meteorologen genau beobachtet, jedoch sind Wintergewitter nur schwer vorherzusagen. Eine wichtige Voraussetzung für die Wettervorhersage sowie für die Prognose der Wahrscheinlichkeit von Blitz und Donner ist eine genaue Kenntnis über den aktuellen Zustand der unteren Atmosphärenschichten, was wiederum mit Hilfe von sogenannten Radiosondenaufstiegen gelingt. Die von den Radiosonden in verschiedenen Niveaus erhobenen Messdaten ergeben einen detaillierten Aufschluss über den aktuellen atmosphärischen Zustand vom Erdboden bis in eine Höhe von rund 18 Kilometern.

Wird eine Gewitterwolke beobachtet, so handelt es sich im Normalfall um eine große, aufgeblähte Cumulonimbuswolke, an deren Unterseite Niederschlag zu beobachten ist. Die Ursache für diese gewöhnlich in den Sommermonaten auftretenden Wolken ist im Allgemeinen eine warme und feuchte Luftmasse, die eine Labilisierung der atmosphärischen Schichtung zur Folge hat. Eine labil geschichtete Atmosphäre fördert dabei den thermischen Auftrieb, der wiederum die Entstehung von großen Gewitterwolken zur Folge hat. Dementsprechend muss auch für die Bildung von heftigen Winterstürmen genügend Wärme und Feuchte vorhanden sein, die in die Höhe gehoben werden und so die Entwicklung schneeproduzierender Wolken unterstützen.

Auf den ersten Blick mag es vielleicht nicht unbedingt eingängig erscheinen, Wärme und Feuchte mit Winterwetter in Verbindung zu bringen. Doch vom meteorologischen Standpunkt aus betrachtet wird zu jeder Jahreszeit in einem gewissen Kontext von warmen bzw. feuchten Luftmassen gesprochen.

Anhand der zuvor angesprochenen Radiosondendaten kann nun ein Meteorologe feststellen, ob in der vorherrschenden Luftmasse ausreichend Wärme und Feuchte für die Bildung von Gewitterwolken enthalten sind. Hierbei sei allerdings gesagt, dass eine feuchtwarme Luftmasse zwar zu einer Labilisierung der atmosphärischen Schichtung führen kann, dies allein aber nicht für das Entstehen von Wintergewittern ausreicht. Eine weitere wichtige Voraussetzung ist noch das Vorhandensein kalter Höhenluft. Der Grund dafür ist folgender: Warme Luft besitzt eine geringere Dichte als kalte Luft. Befindet sich also eine warme Luftmasse unterhalb von Kaltluft, so erfährt sie einen thermischen Auftrieb. Während die warme Luftmasse aufsteigt, beginnt ab einer gewissen Höhe (sog. Kondensationsniveau) der in ihr enthaltene Wasserdampf zu kondensieren, was wiederum die Bildung von Wolken zur Folge hat. Ist nun der Temperaturunterschied zwischen der bodennahen Warmluft und der Höhenkaltluft groß genug, so können die Wolken rasch zu mächtigen Cumulonimbuswolken heranwachsen, wie es sich normalerweise während der Sommermonate gut beobachten lässt. Dabei werden die positiv geladene Partikel in den oberen Teil der Wolke gehoben, während die negativ geladenen Partikel im unteren Teil verbleiben. Die so innerhalb der Wolke zustande kommende Ladungsdifferenz kann bei entsprechender Intensität zu einer Entladung in Form von Blitzschlag führen, der schlussendlich auch in Form eines Donnergeräuschs hörbar ist.

Während eines heftigen Wintersturmereignisses ist der Strahlstrom (engl. Jetstream), ein meist im Bereich der oberen Troposphäre verlaufendes Starkwindband, kräftiger ausgeprägt als gewöhnlich, weshalb bei einer Nord-Süd gerichteten Strömung verstärkt kalte Höhenluft aus der Polarregion herangeführt wird.

Beim Herannahen des Wintersturms werden in den bodennahen Niveaus zeitgleich warme und feuchte Luftmassen herangeführt. Mit dem so zwischen den unteren und oberen Luftschichten entstehenden Temperaturgradienten und dem damit einhergehenden thermischen Auftrieb sind schließlich die notwendigen Bedingungen für die Entstehung von Wintergewittern mit Schneefall und Blitz und Donner gegeben.

Ein Wintergewitter mit einhergehendem Schneefall ist in der Regel kein allzu heftiges Ereignis und doch kann wie bei einem gewöhnlichen Gewitter die Niederschlagsintensität räumlich sehr stark variieren. Entsprechend sind bei einem solchen Ereignis dann doch lokal mitunter große Neuschneemengen möglich. In manchen extremen Fällen wurden auch starke Windböen sowie kleiner Hagel beobachtet. Wintergewitter mit einhergehendem Schneefall sind ein sehr seltenes Winterwetterphänomen, weshalb jeder Augenzeuge froh sein kann ein solches Naturschauspiel erleben zu dürfen.